Hempel’s Beatles-Blog

04/04/2018

Es ist heiß in Rishikesh und exotisch. Wilde Pfauen rufen, Papageien sitzen in den Bäumen, Affen laufen über den Frühstückstisch durch den Ashram und zurück in den angrenzenden Dschungel. Die Beatles genießen die Ruhe, die innere Einkehr, das Beisammensein. Es ist lange her, dass sie das letzte Mal über einen solch langen Zeitraum zusammen waren und zusammen Songs schreiben. John, Paul, George, Ringo und ihre Frauen sind in weißen Bungalows untergebracht. Auf dem Dach treffen sie sich regelmäßig zum Sonnenbaden.Gemeinsam gegessen wird an einem Tisch auf der Felsklippe. Dieser offene Essbereich ist der allgemeine Treffpunkt der bunten Truppe aus Musikern, Schauspielern und Sinnsuchern. Als Köche verdingen sich ein paar junge Australier, die sich auf einem Trip um die Welt befinden und in Rishikesh für ein paar Wochen Halt machen. Zum Frühstück gibt es Cornflakes, Porridge, Toast, Saft, Tee und Kaffee, ansonsten vegetarische Reisgerichte mit Gemüse aus eigenem Anbau im Ashram. Nur für Ringo gibt es Baked Beans und Eier, die Beatles-Roadie Mal Evans fast jeden Tag für ihn einschmuggelt...

Nach dem Frühstück erhalten die Beatles und ihre Begleiter ihren Tagesplan. Es wird mehrfach am Tag meditiert und Vorträgen des Maharishi beigewohnt auf einer überdachten, mit Blumen übersäten Plattform. Jeder erhält außerdem Privatunterricht auf dem Dach des Maharishis. Anders als die „normalen“ Teilnehmer des Ausbildungskurses für Meditation, die bis zu zwölf Stunden pro Tag meditieren, dürfen die Beatles und ihre Freunde aber auch relaxen und Songs schreiben. Am Abend trifft sich die Runde zum gemeinsamen Essen, es wird gesungen, neue Songs werden vorgestellt, sie entspannen am Wasser und schauen dem Sonnenuntergang zu.

Eine willkommene Abwechslung bietet ein Schneider, der regelmäßig vorbeischaut und Aufträge entgegennimmt: die Beatles und ihre Frauen lassen sich lockere indische Gewänder schneidern, Saris, Tunikas, Kurtis, Pyjama-Hosen. Abgeschnitten vom Rest der Welt freut man sich auch über Post aus der Heimat. Besonders John... denn fast täglich erhält er Post von einer geheimnisvollen neuen Frau in seinem Leben, Yoko Ono. „If you look up at the sky and see a cloud, it is me sending you love“. Poor Cyn... arme Cynthia.

Für den jungen Kanadier Paul Saltzman wird der Traum eines jeden Fans zur Realität. Eine gescheiterte Liebe und die Sehnsucht nach innerem Frieden führt ihn in den Ashram des Maharishi. So wird er Teil der Beatles-Gesellschaft und findet sich inmitten dieser wunderbar verrückten Runde, zwischen Mia Farrow, Donovan, Mike Love, Meditationsschülern aus der ganzen Welt wieder. Er ist dabei, wenn John, Paul oder George neue Songs präsentieren oder wandert durch die sonnige Parkanlage in Rishikesh und lauscht durch das Gezwitscher der Vögel und Gekreische der Affen hindurch den Klängen von George Harrisons Sitar.

Was würde ich geben für eine solche Zeitreise...

Durch ihre Reise nach Indien inspirieren die Beatles Millionen von Menschen, sich auf die Reise nach innen, auf die Suche nach Spiritualität zu begeben, nach dem „Inner Light“. George Harrison drückt es so aus: “Why live in the darkness all your life? Why, if you are unhappy, if you are having a miserable time, why not just look at it? Why are you in the darkness? Look for the light. The light is within.“ Oder wie John Lennon kurz vor seinem Tod – wie immer kurz und knapp – sagte: "If The Beatles or the 60's had a message, it was 'Learn to swim. And once you've learned - swim!".

Zum Nachlesen empfehle ich Paul Saltzmans Photobuch „The Beatles in India“. Ganz wunderbar schreibt auch Patti Boyd, Georges damalige Frau, über die Zeit in Rishikesh in ihrem Buch „Wonderful Tonight“. Patti war es auch, die George und seine drei Freunde auf den Maharishi aufmerksam machte. Was für eine Lawine hat sie damit ausgelöst...

Illustration: Imke Staats

Tea, Toast & Heinz Beans – A day in the life in Rishikesh

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